Wesentlicher Bestandteil meiner Handelsstrategien ist das Multiple Time Frame, bei dem ein Finanzinstrument gleichzeitig in drei Chartfenstern mit unterschiedlichen Zeiteinheiten geöffnet und auf dem Monitor dargestellt wird. Wie bereits Charles Henry Dow feststellte , existiert ein Trend in allen Zeitebenen, weshalb er einen Markt in einen primären (langfristigen), sekundären (mittelfristigen) und tertiären (kurzfristigen) Trend unterteilte. Dazu muss man wissen, dass der Tertiärtrend ein Teil des Sekundärtrends ist und der Sekundärtrend ein Teil des Primärtrends. Genau diese Methode nutzen wir beim Multiple Time Frame Trading, indem wir das gewünschte Finanzinstrument in drei Zeitfenstern (Aggregationen) analysieren, bevor wir einen Trade eröffnen. Das minimiert das Risiko und verbessert die Erfolgschancen. Während das Trading mit einem einzigen Zeitrahmen nur eine eingeschränkte Sicht auf den Markt bietet, kann mithilfe der Multiple Time Frames die Rendite deutlich verbessert werden.
Im Primärchart verschaffen wir uns einen Gesamtüberblick, der Sekundärchart dient uns zur Bestätigung und im Tertiärchart planen wir unsere Ein- und Ausstiege und platzieren unsere Order. Die Vorteile sind offensichtlich. So siehst du im Primärchart wichtige Unterstützungs- und Widerstandsniveaus, die im Tertiärchart nicht erkennbar wären. Außerdem kann der kurzfristige Trend im Tertiärchart anders aussehen als im Primär- und Sekundärchart. Andererseits kannst du im kurzfristigen Zeitfenster einen viel genaueren Einstiegspunkt festlegen als im längerfristigen Fenster. Als weiteres Beispiel könntest du im Tertiärchart einen Trade mit Gewinn schließen, obwohl im Primär- und/oder Sekundärchart ersichtlich ist, dass du den Trade für einen viel größeren Gewinn hättest laufen lassen können.
Die Wahl der geeigneten Zeitrahmen für den Primär-, Sekundär- und Tertiärchart ist abhängig vom Trading-Stil, dem zur Verfügung stehenden Kapital und dem eingeplanten Zeitaufwand. Die drei Zeitrahmen sollten sich perfekt ergänzen und eine ausreichend breite Perspektive des Marktes bieten.
Mögliche Aggregationen für den Daytrader wären beispielsweise:
Primärchart | Sekundärchart | Tertiärchart | |
---|---|---|---|
Variante 1 | 30 Minuten-Chart | 5 Minuten-Chart | 1 Minuten-Chart |
Variante 2 | 4 Stunden-Chart | 30 Minuten-Chart | 5 Minuten-Chart |
Variante 3 | Tages-Chart | Stunden-Chart | 10 Minuten-Chart |
Bei den Zeitrahmen für meine Primär-, Sekundär- und Tertiärcharts habe ich eine Weile herum experimentiert, bis sich schließlich die 4 Stunden, 30 Minuten und 5 Minuten als optimale Zeitfenster für meine Handelsstrategien herauskristallisierten. Je nach eingestellter Kerzengröße habe ich dann im Primärchart 14 – 30 Tage, im Sekundärchart 1 – 3 Tage und im Tertiärchart 5 – 8 Stunden im Blick.
In allen Aggregationen setze ich vorzugsweise den Supertrend Indikator mit den Standard-Einstellungen (10 Perioden, 3-facher ATR) als Trendfilter ein, wobei ich die Indikator-Linien völlig ausblende und mir lediglich den Hintergrund meiner Charts bullisch grün oder bärisch rot einfärben lasse. Auf diese Weise habe ich die allgemeine Marktstimmung schnell im Blick. Ein weiterer Indikator, der in allen drei Aggregationen läuft, ist der EMA(20), mit dem ich zusätzlich Trendrichtung und Trendstärke bestimme.
Primärchart
Den Primärchart nutze ich, um den langfristigen Trend sowie signifikante Unterstützungs- und Widerstandsniveaus zu bestimmen, die mindestens die letzte Handelswoche umfassen. Wer in Richtung des Primärtrends handelt, befindet sich auf der sicheren Seite.
Sekundärchart
Den Sekundärchart nutze ich, um den mittelfristigen Trend zu bestimmen und als übergeordnetes Zeitfenster zur Bestätigung meiner Trading-Ideen. In dieser Aggregation lasse ich zusätzlich gerne die Wochen-Pivot-Punkte als markante Unterstützungs- und Widerstandsniveaus einzeichnen.
Tertiärchart
Den Tertiärchart nutze ich, um meine Ein- und Ausstiege zu planen und meine Order zu platzieren. Im Gegensatz zum Sekundärchart lasse ich hier die Tages-Pivot-Punkte des Vortages als markante Unterstützungs- und Widerstandsniveaus einzeichnen. Des Weiteren verwende ich unter meinem Tertiärchart den RSI Indikator mit 10 Perioden als Oszillator zur Unterstützung beim Umkehrhandel in seitwärtsverlaufenden Trendphasen und um Divergenzen zwischen Chartkurs und Indikator zu identifizieren.